ICOM Österreich-Seminar „Spurensuche. Mut zur Verantwortung!“

ICOM Österreich-Seminar „Spurensuche. Mut zur Verantwortung!“

Museums and contested histories: Saying the unspeakable in museums

Anlässlich des Internationalen Museumstages 2017

5. Mai 2017, Leopold Museum, Wien

 

RÜCKBLICK

 

ICOM Österreich dankt Herrn Direktor Mag. Hans-Peter Wipplinger sehr herzlich für seine großzügige Gastfreundschaft. Wir haben uns sehr gefreut, im Leopold Museum zu Gast sein zu dürfen! Besonder Dank gilt auch der Kaufmännischen Direktorin Frau Mag. Gabriele Langer und Ihrem Team für Ihre wunderbare Unterstützung bei der Vorbereitung und Durchführung!

 

Museen sind voller Spuren unserer Vergangenheit. Indem sie Zeugnisse unseres kulturellen Erbes sammeln, erforschen und bewahren, gehen sie der Geschichte auf den Grund und machen wissenschaftliche Erkenntnisse für alle Besucher zugänglich. Durch ein zielgerichtetes Sammlungskonzept, die intensive Auseinandersetzung mit den Objekten und deren Präsentation in Dauer- und Wechselausstellungen setzen Museen starke und notwendige Zeichen. Sie stoßen auf diese Weise eine Auseinandersetzung mit aktuellen Themen wie Migration, kulturelle Vielfalt, Globalisierung, demografischer Wandel oder Erhalt der Umwelt an. Zugleich stellen sie wichtige Bezüge zur Vergangenheit her und scheuen sich auch nicht vorbelasteten, unbequemen und kontrovers diskutierten Themen.

 

Das Motto des Internationalen Museumstags „Spurensuche. Mut zur Verantwortung!“ ruft die Museen dazu auf, sich mit Angeboten zu beteiligen, die zur Diskussion anregen, aufklären, die möglicherweise Verdecktes an den Tag bringen und auch die Schattenseiten der Geschichte und Zeitgeschichte nicht aussparen. Unrecht, Gewalt, Verfolgung oder Flucht sind solche schwierigen Bestandteile unserer Vergangenheit und Gegenwart. Das kostet Mut! Doch gerade in der heutigen Zeit sind Museen verstärkt gefragt, Mut zu beweisen, die moralischen und ethischen Werte im Blick zu behalten und auf politische Ereignisse und gesellschaftliche Herausforderungen zu reagieren. Als Vermittler unseres Kultur-und Naturerbes tragen Museen damit nicht nur eine große Verantwortung –zugleich ist es eine einzigartige Chance, sich in den gesellschaftlichen Diskurs einzubringen.

 

Wir als Museumsleute, aber natürlich auch Kulturschaffende, Journalisten oder Wissenschaftler können durch unsere Auseinandersetzung mit unbequemen und kontroversen Themen aber von diesen Entwicklungen natürlich auch direkt betroffen sein.

 

Frau Wielga-Skolimowska hat Ihrem Vortrag „Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft“ die Entwicklung der Museen in Polen über den Zeitraum der letzten rund 15 Jahre vorgestellt und analysiert.

 

Stuart Frost, Head of Interpretation, Learning and Audiences am British Museum befasst sich in seiner Vermittlungsarbeit schwerpunktmäßig mit Fragen der Gender-Identitäten und „queerer“ Perspektiven und stellte die damit verbundenen Ausstellungsprojekte am British Museum vor.

 

In der österreichischen Museumslandschaft besteht seit Langem eine überdeutliche Lücke. So gibt es noch immer kein einziges Museum, das die Geschichte der Schoah in Österreich behandelt. Das in Umsetzung befindliche „Haus der Geschichte“ plant eine erste Spezialausstellung im Jahr 2018 und wir dürfen gespannt sein, wie diese schwierige Positionierung der Repräsentation der österreichischen Geschichte vorgenommen wird.

 

Dr. Werner Hanak-Lettner, Chefkurator des Jüdischen Museums der Stadt Wien sprach in seinem Vortrag „Holocaust und permanente Ausstellungen. Wo Österreich (nicht) erinnern lässt“ an, wie es in in Wien vor sich gehen konnte und vor sich ging, dass rund 200.000 Österreicherinnen und Österreicher aus der Mitte der Stadt denunziert, beraubt und in weiterer Folge entweder vertrieben oder deportiert bzw. ermordet wurden und dass die Shoa bzw. der Holocaust in Österreich, aber vor allem in Wien museal kaum in Dauerausstellungen dargestellt wird. Das Fehlen dieser Geschichtserzählung nach 1945 in permanenten Ausstellungen in Wien ist eine Leerstelle, die hoffentlich in Zukunft durch neue Dauerausstellungen aufgearbeitet wird.

 

Sie finden den Vortrag „Holocaust und permanente Ausstellungen. Wo Österreich (nicht) erinnern lässt“ von Dr. Werner Hanak-Lettner, Chefkurator des Jüdischen Museums der Stadt Wien hier zum DOWNLOAD

 

 

 

PROGRAMM

 

09:30 Uhr - Check-In & Begrüßungskaffee

 

10:00 Uhr - Begrüßung

Mag. Hans-Peter Wipplinger, Museologischer Direktor, Leopold Museum

Dr. Danielle Spera, Präsidentin ICOM Österreich & Direktorin, Jüdisches Museum Wien

 

10:30 Uhr – Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft

Katarzyna Wielga-Skolimowska, Kulturmanagerin und Kuratorin, ehem. Direktorin des Polnischen Instituts Berlin

 

Pause

 

11:30 Uhr – Desire Love Identity: exploring LGBTQ histories at the British Museum

Stuart Frost, Head of Interpretation, Learning and Audiences, The British Museum

 

12:15 Uhr – Holocaust und permanente Ausstellungen. Wo Österreich (nicht) erinnern lässt

Dr. Werner Hanak-Lettner, Chefkurator, Jüdisches Museum der Stadt Wien

 

13:00 Uhr – Ende des Seminars  &  Empfang mit anschließender Kurzführung durch die aktuelle Ausstellung „Carl Spitzweg – Erwin Wurm. Köstlich! Köstlich?“

 

 

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