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Stella Rollig neue künstlerische Leiterin im Belvedere

17.10.2016

Wien (APA) - "Habemus Belvedere-Direktion!" Mit diesen Worten hat Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) am Montag die neue Leitung des Belvederes bekanntgegeben. Die Linzer Museumschefin Stella Rollig wird Nachfolgerin von Agnes Husslein-Arco als künstlerische Leiterin, die neu geschaffene Stelle des kaufmännischen Geschäftsführers übernimmt der bisherige "Standard"-Geschäftsführer Wolfgang Bergmann.

 

Drozda freute sich über die "relativ leicht gefallene" Entscheidung. Schließlich hätten beide neuen Leiter große Führungserfahrung. So ist die 1960 geborene Wienerin Stella Rollig nach zahlreichen Stationen seit 1. Mai 2004 künstlerische Direktorin des Linzer Lentos Kunstmuseum, seit fünf Jahren zusätzlich des Nordico Museums. "Ich freue mich wahnsinnig, nach Wien zurückzukommen", so Rollig.

 

Die neue Doppelspitze des Belvedere wird ihre Funktionen mit 16. Jänner antreten. Neugierde, Haltung und die Entwicklung einer Vision seien die Säulen, auf denen ein Museum der Zukunft stehen müsse, so die künftige Belvedere-Chefin Stella Rollig. Im Konkreten müsse man das Profil der Belvedere-Standorte schärfen: "Wir können eine größere Klarheit gewinnen, welches Ausstellungshaus wofür steht."

 

"Das 21er Haus soll noch deutlicher Kunst seit den 1960ern bis zur zeitgenössischen Kunst zeigen", so Rollig, die eine "Beruhigung und Klärung" bei der Zahl und Dauer der Ausstellungen in Aussicht stellte. Während das Untere Belvedere seinen Schwerpunkt auf der Kunst des 19. Jahrhunderts behalten solle, werde man in der Orangerie einen Schwerpunkt auf die Beziehungen Österreichs zu Mitteleuropa legen. Was mit dem Ambrosi-Museum im Augarten geschehe, lass sich noch nicht sagen, da müsse sie sich erst die Vertragsgrundlage mit der ebenfalls am Standort beheimateten TBA21 ansehen.

 

Das Winterpalais als Ausstellungsstandort des Belvedere dürfte indes ab Ablauf der für 2017 geplanten Schauen Geschichte sein.

"Wenn jemand dafür verantwortlich ist, bin es ich - nicht die Frau Rollig", stellte Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) klar. Das Finanzministerium habe den Mietvertrag für die Räumlichkeiten gekündigt und entscheide über die künftige Verwendung: "Ich habe dafür gekämpft, ich habe es ungern zur Kenntnis genommen, aber es war Teil eines Budgetkompromisses. Dass der Kulturminister immer gerne mehr Ausstellungsräume als weniger hat, ist ja keine Frage."

 

Ein Museum dürfe nie die Bereitschaft aufgeben, von anderen zu lernen und sich auch positionieren, beschied indes die künftige Belvedere-Chefin Rollig: "Ich meine, dass Museumsarbeit klar von einer politischen, ethischen Haltung grundiert sein muss." Dazu gehöre auch, eine Vision zu entwickeln für eine Welt, in der wir leben wollen. So könne man nicht nur das althergebrachte Erbe verwalten: "Es muss auch das Erbe zukünftiger Generationen gestaltet werden." Dazu gehörten für sie Fragen wie: "Was ist die österreichische, kulturelle Identität im Gefüge der heutigen globalisierten Welt?" Das Museum müsse heute als "Content-Provider" auftreten und wie ein Medienunternehmen verschiedenste Plattformen bespielen: "Ein Museum kann sich nicht darauf beschränken, Ausstellungen zu machen."

 

Auch der neue wirtschaftliche Leiter Wolfgang Bergmann zeigte sich erfreut, nach Tätigkeiten für die Erzdiözese Wien und die Tageszeitung "Der Standard" nun einen neuen Bereich für sich zu erschließen: "Nach 17 Jahren ist es durchaus auch einmal Zeit, neue Herausforderungen anzunehmen." Er sehe seine Hauptaufgabe als Geschäftsführer im Wesentlichen darin, die künstlerischen Visionen seines Pendants zu ermöglichen. "Das wird in Zeiten knapper Haushalte nicht immer ganz leicht sein", so Bergmann.

 

Auf die Zusammenarbeit mit Stella Rollig freue er sich in jedem Falle, beschied der künftige Museumsmitarbeiter in Richtung Kulturminister Drozda: "Ich muss das Kompliment an die Partnervermittlung machen - bei unserem ersten Date ist der Funke übergesprungen."

 

Der 1963 in St. Pölten geborene Bergmann war nach seinem Theologiestudium in Wien zunächst Leiter der Caritas-Öffentlichkeitsarbeit, Kommunikationsdirektor der Erzdiözese Wien und Gründungsgeschäftsführer von Radio Stephansdom. 1999 erfolgte der Wechsel zur Tageszeitung "Der Standard", wo er 2001 zum Geschäftsführer aufstieg.

 

Insgesamt hatten sich 86 Personen für die beiden Positionen der künstlerischen und der kaufmännischen Leitung des Belvedere beworben. Von den 35 Interessenten für die künstlerische Position wurden in einem ersten Schritt elf zu vertieften Gesprächen geladen, von den 51 für die des Geschäftsführers vier, wie Sektionsleiterin und Belvedere-Kuratoriumschefin Andrea Ecker bekannt gab.